Letzte Aktualisierung: 12. Oktober 2008
Eisenbahnstrecken in Bayern (rechtsrheinisch)

Lokalbahnstrecke: Bayreuth - Thurnau - Kulmbach (Eröffnung 11.10.1908 / 28.06.1909)

 Beschreibung der Bahnlinie.

Bayreuth - Thurnau - Kulmbach

          Die Lokalbahnlinie benutzt in der Anfangsstrecke bis zum Bahnhof Altstadt Bayreuth das Gleis der Lokalbahn Bayreuth - Hollfeld, verläßt den genannten Bahnhof auf der Westseite und schlägt zunächst eine nordöstliche Richtung ein. Dabei überschreitet sie westlich von Altstadt Bayreuth die Staatsstraße Bamberg - Bayreuth mittels einer Wegunterführung, hierauf den Mistelbach, berührt die Bayreuther Vorstadt Altstadt auf der Nordseite und senkt sich sodann mit 16,5 %o Gefälle in das Tal des roten Maines hinab. Kurz vorher wird die Staatsstraße Bayreuth - Kulmbach in Schienenhöhe gekreuzt.
          Nach Gewinnung des linken Talhanges des roten Maines berührt die Bahn in nordwestlicher Richtung im Tale des roten Maines mit mäßigem Gefälle verlaufend die Ortschaften Heinersreuth, Unterwaiz, Altenplos, Aichen, Alt = und Neudrossenfeld, Unterobfang und Neuenreuth.
          Bei Unterwalz und Altdrossenfeld liegt die Bahn auf kurzen Steilrampen, die sich bei Überschreitung der vorspringenden Ausläufer des linksseitigen Talhanges ergeben.
          Bei Altdrossenfeld wird die Staatsstraße Bayreuth - Kulmbach nochmals schienengleich überkreuzt.
          Bei Neuenreuth verläßt die Bahn das Tal des roten Maines in westlicher Richtung, überkreuzt die Distriktsstraße Neuenreuth - Thurnau in Schienenhöhe und steigt zur Wasserscheide zwischen dem roten Main und dem Aubache mit der Größtsteigung von 25 %o an; die Wasserscheide wird nördlich von Forstleithen mit einer kurzen Ausbiegung nach Süden erreicht. Hiernach verfolgt die Bahn wieder eine nordwestliche Richtung; sie senkt sich dabei mit 25 %o Gefälle in das Tal des Aubaches hinab, überschreitet dieses, führt unter Kreuzung der Distriktsstraße Thurnau - Kasendorf westlich vom Markte Thurnau vorbei, ersteigt mit 19 bezw. 20 %o Steigung die Wasserscheide zwischen dem Aubache und dem Friesenbache und senkt sich mit 16,9 %o Gefälle in das Friesenbachtal hinab, das dann unterhalb des Marktes Kasendorf überschritten wird.
          Von hier ab bis zum Anschluß an die Hauptbahn Bamberg - Hof verläuft die Bahn in der Hauptsache in nordöstlicher Richtung. Sie überkreuzt dabei bis zur Verkehrsstelle Krumme Fohre dreimal die Staatsstraße Bamberg - Kulmbach, biegt südlich der Verkehrsstelle Krumme Fohre in ein Seitental des Prosserbaches ein und fällt in demselben und später im Proßbachtale selbst mit 20 bezw. 5,8 %o in das Tal des roten Maines ab. Die Bahn führt mitten durch die Ortschaft Katschenreuth hindurch, überschreitet dann den roten Main und die Staatsstraße Kulmbach - Bamberg nächst Steinenhausen und gewinnt mit 16 und 13,7 %o Steigung den zwischen weißen und roten Main liegenden Höhenzug und die Ortschaft Melkendorf. Schließlich senkt sich die Bahn mit 20 und 16 %o Gefälle in das Tal des weißen Maines und erreicht nach Überkreuzung der Staatsstraße Lichtenfels - Kulmbach die an der Hauptbahn Bamberg - Hof liegende Bahnstation Kulmbach.
          Die Länge der Lokalbahn zwischen den Mitten der Betriebshauptgebäude in Bayreuth und Kulmbach beträgt 42,17 km; hievon treffen auf die mit der Lokalbahn Bayreuth - Hollfeld gemeinsame Strecke Bayreuth - Altstadt = Bayreuth 5,34 km, auf die Strecke der Einführung in den Bahnhof Kulmbach bis Betriebshauptgebäude Kulmbach 1,45 km, so daß sich eine Neubaulänge von 35,38 km ergibt.
          Die Luftlinie zwischen den beiden Ausgangspunkten der Lokalbahn mißt 20 km.
          Die Ausgangsstation Bayreuth liegt 343,63 m, die Anschlußstation Kulmbach 303,92 m über dem Meere, sonach 39,71 m tiefer als Bayreuth. Die Summe der verlorenen Steigungen beträgt 189,394 m. Die Meiststeigung war mit Rücksicht auf die nächst Limmersdorf zu erreichende Höhe mit 405,478 m über dem Meere in beiden Fahrtrichtungen auf 25 %o zu bemessen.
          Der kleinste  Krümmungshalbmesser ist 200 m lang.
          Außer den beiden Anschlußstationen Bayreuth und Kulmbach und den mit der Lokalbahn Bayreuth - Hollfeld gemeinsamen Verkehrsstellen, nämlich den Haltepunkten Kreuzstein und Röhrensee und dem Bahnhof Altstadt = Bayreuth bestehen folgende Verkehrsstellen:
               Haltepunkt mit Ladestelle Herzoghöhe, Haltepunkt mit Ladestelle Heinersreuth, Haltepunkt Unterwaiz, Haltepunkt mit Ladestelle Altenplos, Haltepunkt Aichen, Bahnhof Drossenfeld, Haltepunkt mit Ladestelle Neuenreuth b Thurnau, Haltepunkt mit Ladestelle Limmersdorf, Bahnhof Thurnau, Bahnhof Kasendorf, Haltepunkt mit Ladestelle Krumme Fohre, Haltepunkt mit Ladestelle Katschenreuth sowie Haltepunkt mit Ladestelle Melkendorf.
          Die Bahnlinie bewegt sich zwischen Thurnau und Kasendorf in den Schichten des mittleren und unteren Lias; im übrigen durchschneidet sie ein der Keuperformation angehöriges Gebiet. Die ungebundenen Abträge bestehen aus Sand und Lehm, die gebundenen aus Sand = und Kalksteinen.
          Die geförderten Erdmassen betrugen 328 011 cbm oder 9,3 cbm auf das laufende Meter der Neubaustrecke.
          An größeren Kunstbauten sind zu erwähnen:
               der Übergang über den roten Main bei Katschenreuth, bestehend aus der Hauptbrücke über den Main mit 25 m Lichtweite (Blechbalkenkonstruktion) und 2 Flutbrücken mit gekuppelten Walzeisenträgern 2 X 7,5 m, bezw. 3 X 7,5 m weit, ferner eine aus Beton gewölbte Brücke über den Aubach nächst Thurnau, 3 X 16 m weit, und die aus Kalkbruchsteinen gewölbte Brücke über den Mistelbach nächst Altstadt Bayreuth, 18 m Weite; außerdem wurden mehrere Bahnbrücken und Durchlässe, mehrere Wegunterführungen, sowie eine Wegüberführung ausgeführt. Zementrohrdurchlässe wurden in großer Anzahl hergestellt.
          Größere Wegverlegungen kamen nur an den Ortsverbindungswegen bei km 6,9 nächst der Ladestelle Herzoghöhe und bei km 11,9 in der Steuergemeinde Unterwaiz vor.
          Die Zufahr = und Ladestraßen wurden von den Interessenten hergestellt.
          Die Gleisbettung besteht teils aus Sandsteinen, teils aus Jurakalk von Plankenfels und aus Hornblendegneis der Brüche bei Marktschorgast.
          Für den Oberbau wurde Altmaterial aus Schienen der Form I auf neuen Holzquerschwellen verwendet.
          Mit dem Baue der Teilstrecke Thurnau - Kulmbach wurde am 1. Mai 1907, mit dem Baue der Teilstrecke Bayreuth - Thurnau am 1. Februar 1908 begonnen.
          Die Betriebseröffnung der Teilstrecke Thurnau - Kulmbach fand am 11. Oktober 1908 und die Eröffnung der Teilstrecke Bayreuth - Thurnau am 28. Juni 1909 statt.


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Quellen:        Jahresbericht der Königlich Bayerischen Staatseisenbahn = Verwaltung für das Betriebsjahr 1909.; E. Mühlthaler's Buch = und Kunstdruckerei A.G.; München

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