von Jürgen Pepke
1765 unternahm Johann Wolfgang von Goethe eine Reise
von Frankfurt/Main
nach Leipzig. Er berichtet:
"Wir fuhren zwischen Hanau und Gelnhausen bei Nachtzeit eine
Anhöhe hinauf und wollten, da es gleich finster war, doch lieber
zu Fuß gehen als uns der Gefahr auszusetzen...Durch
Thüringen wurden die Wege noch schlimmer und leider blieb unser
Wagen in der Gegend von Auerstedt bei einbrechender Nacht stecken. Wir
waren von allen Menschen entfernt und taten das mögliche, uns
loszuarbeiten."
"Das Mögliche" hieß, daß die Reisenden, der Postillion
und - wenigstens - zwei Pferde alle Mühe hatten, die leere Kutsche
aus dem Dreck zu bringen.
Jahre später - 1786 um genau zu sein - bereiste er von Karlsbad
kommend eine der durch die bayerische Straßenbaubehörde neu
errichteten Chausseen bei Tirschenreuth:
"Es läßt sich keine vollkommenere denken, denn da der
aufgelöste Granit aus Kiesel- und Tonerde besteht, so gibt es
zugleich einen festen Grund und ein schönes Bindungsmittel, die
Straße glatt wie eine Tenne zu machen. Da nun zugleich das Land
abfällt, so kommt man fort mit unglaublicher Schnelle, die gegen
den böhmischen Schneckengang recht absticht."
Die "unglaubliche Schnelle", mit der Goethe fuhr, entsprach einer
Geschwindigkeit von sechs Kilometern in der Stunde.
Quellen: Erwin Maderholz: Hoch auf dem gelben Wagen - Geschichte
und Geschichten um die Postkutsche; W.Ludwig Buchverlag
GmbH&Co.VerlagsKG