Letzte Aktualisierung: 05. Februar 2006

Die Geschichte der
Königlich Bayerischen Staatseisenbahnen


Die Zeit der Postkutschenreisen
Erlebnisse des Gustav Freytag

von Jürgen Pepke

Gustav Freytag berichtet (um 1859) über die Zeit um 1790:

"...Es gab erst wenige und kurze Kunststrassen; als die beste Chaussee Deutschlands wurde die Straße von Frankfurt nach Mainz gerühmt, mit Baumalleen, Steinreihen und getrennten Seitenpfaden für Fußgänger; die großen alten Völkerwege vom Rhein nach dem Osten waren noch breite Lehmpfade. Noch immer reiste mit Lohnkutsche oder Extrapost, wer irgend Ansprüche machte, denn die Wagen der ordinairen Post waren auf den Hauptstraßen zwar bedeckt, aber ohne Federn, mehr für Lasten als Personen berechnet, sie hatten keine Seitenthüren, man mußte unter der Decke oder über die Deichsel hineinkriechen. Im Hintergrunde des Wagens wurden Packete bis an die Decke mit Streicken befestigt, Packete lagen auch unter den Sitzbänken, Häringstönnchen, geräucherter Lachs und Wild kollerten unermüdlich auf die Bänke der Passagiere, welche eine fortdauernde Beschäftigung darin fanden, sie zurückzudrängen, da man die Füße wegen des Gepäcks nicht ausstrecken konnte, hingen verzweifelte Passagiere wohl gar die Beine zur Seite des Wagens heraus. Unerträglich war immer noch der lange Aufenthalt auf den Stationen, unter zwei Stunden wurde der Wagen nicht abgefertigt, von Cleve nach Berlin fuhr man elf Tage und elf Nächte in tödtlicher Langeweile, zerstoßen und verlahmt."



Quellen: Erwin Maderholz: Hoch auf dem gelben Wagen - Geschichte und Geschichten um die Postkutsche; W.Ludwig Buchverlag GmbH&Co.VerlagsKG

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© 2006    by J. Pepke