von Jürgen Pepke
Gustav Freytag berichtet (um
1859) über die Zeit um 1790:
"...Es gab erst wenige und kurze Kunststrassen; als die beste Chaussee
Deutschlands wurde die Straße von Frankfurt nach Mainz
gerühmt, mit Baumalleen, Steinreihen und getrennten Seitenpfaden
für Fußgänger; die großen alten Völkerwege
vom Rhein nach dem Osten waren noch breite Lehmpfade. Noch immer reiste
mit Lohnkutsche oder Extrapost, wer irgend Ansprüche machte, denn
die Wagen der ordinairen Post waren auf den Hauptstraßen zwar
bedeckt, aber ohne Federn, mehr für Lasten als Personen berechnet,
sie hatten keine Seitenthüren, man mußte unter der Decke
oder über die Deichsel hineinkriechen. Im Hintergrunde des Wagens
wurden Packete bis an die Decke mit Streicken befestigt, Packete lagen
auch unter den Sitzbänken, Häringstönnchen,
geräucherter Lachs und Wild kollerten unermüdlich auf die
Bänke der Passagiere, welche eine fortdauernde Beschäftigung
darin fanden, sie zurückzudrängen, da man die Füße
wegen des Gepäcks nicht ausstrecken konnte, hingen verzweifelte
Passagiere wohl gar die Beine zur Seite des Wagens heraus.
Unerträglich war immer noch der lange Aufenthalt auf den
Stationen, unter zwei Stunden wurde der Wagen nicht abgefertigt, von
Cleve nach Berlin fuhr man elf Tage und elf Nächte in
tödtlicher Langeweile, zerstoßen und verlahmt."
Quellen: Erwin Maderholz: Hoch auf dem gelben Wagen - Geschichte
und Geschichten um die Postkutsche; W.Ludwig Buchverlag
GmbH&Co.VerlagsKG